Christliche Erziehung ist Manipulation
Nicht nur in der Reformation wurde die Bedeutung des Individuums in seiner Verantwortung gegenüber Gott betont. Auch christliche Erziehung heute betont die Selbstverantwortung des Einzelnen. Christliche Erziehung gibt dem Kind Freiheit. Das Kind hat die Möglichkeit, den Glauben und Jesus Christus kennenzulernen. Was es daraus macht bleibt seine eigene Entscheidung.
Darum fokussiert christliche Erziehung nicht auf Regeln und Geboten. Es geht nicht darum, sich bei Gott etwas zu verdienen. Christliche Eltern leben ihren Glauben vor und nehmen ihre Kinder in die Begegnung mit Jesus Christus mit. Entscheidet sich das Kind für einen Weg mit ihm, vertrauen sie auf den Heiligen Geist, der das Kind von innen heraus führt. Zu starker äußerer Druck lenkt das Kind davon ab, auf seinen Herrn zu hören. Stattdessen geht es darum auf die Stimme Gottes zu hören.
Sicher werden christliche Eltern hinterfragen. Aber sie bauen eben keinen Druck auf. Das kann dazu führen, dass sie eben nicht mehr auf Gott hören, sondern sich dem beugen oder sich dagegen wehren. Genau darum geht es christlicher Erziehung nicht. Und doch ist Erziehung nie neutral. Wer Kinder ohne Gottesbezug erzieht oder ihn nebensächlich als ein Thema unter vielen behandelt, vermittelt seinem Kind auch eine Botschaft. Bei dem Kind kommt an, dass Gott nicht so wichtig ist und für das Leben keine Bedeutung hat.
Insbesondere von der Antierziehung wurde jegliche Beeinflussung als Manipulation kritisiert. Kinder sollen ohne jeglichen Einfluss aufwachsen und sich entfalten. Erziehung wird insgesamt abgelehnt. Dabei wird Erziehung immer Einfluss nehmen, Entwicklungen stärken und andere schwächen. Das ist ihr öffentlicher und privater Auftrag. Auch Religionserziehung findet nicht im neutralen Raum statt. Eltern leben ihren Glauben vor und geben mit, was ihnen wichtig ist, oder sie entscheiden sich bewusst, ihn auszuklammern.
Christliche Erziehung ist streng und körperliche Züchtigung verbreitet
Manches hat mit Wörtern und Vorurteilen zu tun. Insbesondere der Begriff „Züchtigung“ stößt modernen Eltern auf. Das Wort wird mit „autoritär“ und „körperlichen Strafen“ in Verbindung gebracht. Biblisch gesehen ist das nicht haltbar. Dort wo „Züchtigung“ übersetzt wird, steht oft „paideuo“. Davon ist auch „Pädagogik“ abgeleitet. Es geht also um „pädagogisches Handeln“. Der altdeutsche Begriff führt vor allem bei Skeptikern zu dem Irrtum, dass eben auch die Erziehungsmaßnahmen altertümlich seien. Dabei gibt es im Spektrum christlicher Eltern die ganze Bandbreite, die es auch sonst bei Eltern gibt. Da gibt es liebevolle und permissive Eltern, autoritative Eltern und viele weitere Erziehungsstile.
Auch wenn viele moderne Eltern mit „Züchtigung“ Eltern sinnlose Strafen, erbarmungsloses Prügeln und vieles Weitere verbinden, heißt das Wort nichts anderes als „erziehen“. Wie eine Pflanze im Gewächshaus gezüchtet wird, damit sie wachsen kann, werden Kinder gehegt und gepflegt. Sie entfalten sich, während Erziehende sie schützen. Im Deutschen gibt es den Begriff „Kindergarten“, der das gleiche Sprachbild wie der Begriff „Züchten“ verwendet. Es geht um einen Raum, in dem Kinder ihre Anlagen entfalten können.
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Die Wörter „pädagogisch handeln“, „erziehen“ und „züchtigen“ bedeuten sprachlich gesehen fast dasselbe. „Pädagogisch handeln“ ist ein aus dem Griechischen abgeleitetes Fremdwort, „erziehen“ die moderne deutsche Version und „züchtigen“ ein alter Begriff. Wenn Leute die Bibel lesen und das Wort „Züchtigung“ hören, denken sie entsprechend an alte Erziehungsmethoden. Vorurteile werden aktiviert. Das Kopfkino beginnt.
Dabei betont das Wort Züchtigung eigentlich den Bildungsgedanken. Es geht um das natürliche Wachstum. Zucht gibt der zarten Pflanze einen Schutzraum der Entfaltung. Dass mit Züchtigung nun irgendwelche Methoden gleichgesetzt werden und Vorurteile verbunden sind, ist für das Image von christlicher Erziehung nicht hilfreich. Aber letztlich kann weder die christliche Erziehung, noch die Bibel etwas dafür. Klar könnte man statt „Züchtigung“ auch „Erziehung“ übersetzen. Aber wer würde einem Übersetzer vorwerfen, dass er Texte von Shakespeare mit altdeutschen Wörtern und nicht in eine moderne Jugendsprache übersetzt?