Biblische Aussagen zur Erziehung

Der Glaube an die Schöpfung durch Gott bildet ein Fundament des christlichen Glaubens und christlicher Pädagogik, das uns Kraft und Hoffnung schenkt, wenn wir erkennen, dass Gott unser persönlicher Schöpfer und der Schöpfer unserer Kinder ist. Er hat uns als Eltern und unsere Kinder geformt und uns als Familie zusammengeführt, damit wir gemeinsam Abschnitte unseres Lebens teilen. Es ist kein Zufall, dass wir einen Teil unseres Lebens gemeinsam gestalten dürfen. Dein Kind braucht Dich und niemand anderen!

Im Folgenden werde ich einen kurzen Überblick über die wichtigsten theologischen Aspekte der Erziehung aus der Bibel geben:

Das Kind ist ein geschaffenes Wesen

Der Mensch ist kein Zufallsprodukt, sondern ein bewusst geschaffenes und gewolltes Wesen. Er ist in seine Zeit, sein Umfeld, seine Kultur und Beziehungen hineingestellt. Dies gilt in besonderem Maße für das Kind, das noch nicht in der Lage ist, eigene Lebensentscheidungen zu treffen und sein Leben zu gestalten. Die Überzeugung, dass jeder Mensch von Gott gewollt ist, ist dabei von großer Bedeutung. Es ist auch kein Zufall, dass genau dieses Kind uns als Eltern hat.

Das Kind ist ein Ebenbild Gottes

Die Aussage gilt auch nach dem Sündenfall noch (vgl. 1. Mose 9). Das bildet die Grundlage für das Konzept der Menschenwürde. Sie ist gegeben, weil der Mensch Gottes Ebenbild ist. Moderne Pädagogik hat sich von ihren christlichen Wurzeln gelöst. An der Idee der Menschenwürde hält sie fest. Allerdings fehlt etwas Entscheidendes, wenn er nicht mehr begründet werden kann und der Bezug zu Gott verlorengegangen ist.

Für Christen ist dieser Wert darauf zurückzuführen, dass Gott jeden Menschen in seinem eigenen Bild erschaffen hat. Das macht diese Würde bedingungslos. Sie gilt von Anfang an. Sie gilt auch dann, wenn das Kind behindert oder krank ist. Sie gilt bis zum Ende.

Die Auffassung, den Menschen als „Ebenbild“ Gottes zu betrachten, ist ausschließlich im Judentum und Christentum zu finden. Der Islam sieht den Menschen als „Statthalter“. Der Wert ist dabei durch eine Funktion erfüllt, nicht durch seine bloße Existenz. Der Wert des Menschen ist dann an Bedingungen geknüpft. Erfüllt der Mensch seinen Auftrag? Aus christlicher Perspektive ist der Wert des Menschen jedoch unabhängig und unantastbar, da Gott ihn nach dem seinem Abbild geschaffen hat. Göttliches ist bedingungslos wertvoll.

Das Kind ist ein gefallenes Wesen

Aus christlicher Sicht ist der Mensch zwar „sehr gut“ geschaffen, aber heute nicht mehr seinen Ursprungszustand. Er ist durch den Sündenfall von Gott entfremdet und entfernt. Auch dieser Satz gilt in vollem Ausmaß. Das Gute ist nicht nur so ein bisschen getrübt und der Mensch stirbt am Ende seines Lebens auch nicht nur etwas.

Einige pädagogische Ansätze neigen dazu, Kinder in einer idealisierten Weise zu sehen, während andere eine realistischere Betrachtung von Licht und Schatten bevorzugen. Die Bibel thematisiert auch Emotionen wie Neid und Wut, die Eltern oft bei ihren Kindern erleben, insbesondere wenn sie in sozialen Situationen auf Enttäuschungen stoßen. Letztlich führt diese Gefallenheit aber nicht nur zu Problemen in diesem Leben, sondern zum ewigen Tod.

Beide Perspektiven sind wichtig

Viele pädagogische Ratgeber scheitern daran, den Menschen ausschließlich und blauäugig positiv zu sehen – eben als Ebenbild Gottes. Andererseits gibt es aber auch einen überzogenen Pessimismus. Der Mensch ist beides. Die Bibel betont, dass auch die Gottentfremdung, der Egoismus und Lieblosigkeit von Anfang an – oder „von Jugend auf“ – im Herzen des Menschen angelegt ist1.

Manche Christen betonen lediglich die Gottebenbildlichkeit und neigen dazu, sich naiv zurückzulehnen. Andere hingegen tendieren dazu, streng zu kontrollieren und das Böse auszutreiben, als ob sie Bildhauer seien, die das Kind nach eigenem Ermessen formen könnten. Die christliche Erziehung hat nicht nur die zwei Pole, sondern eine dritte Dimension. Sie beschränkt sich nicht auf diese Aspekte, sondern setzt noch weitere Akzente. Erst dadurch wird sie nicht nur eine „religiöse“, sondern auch eine „christliche“ Erziehung.

Erziehung oder Erlösung?

Nun gibt es Erziehungsansätze bei denen versucht wird, das Schlechte dem Kind regelrecht abzuerziehen. Nicht nur christliche, sondern gerade in der Aufklärung wurde von Atheisten eine „Schwarze Pädagogik“ praktiziert. Aus christlicher Sicht ist das Böse im Herzen und kann nur durch das Erlösungswerk von Jesus Christus beseitigt werden. Darum müssen und können wir es gar nicht austreiben. Wer es gewaltsam austreiben will (wie so manche übereifrigen Atheisten in der Epoche der Aufklärung), überschätzt menschliche Möglichkeiten. Christliche Eltern setzen hier einen Gegenpol. Sie wissen, dass sie ganz und gar auf das Erlösungshandeln Gottes angewiesen sind.

Warum dann noch erziehen? Erziehung versucht durch die Vermittlung von Höflichkeit, Respekt und Manieren mit den Folgen des Bösen Herzens umzugehen. Wenn wir schon nicht dankbar sind, dann doch wenigstens ein höfliches Dankeschön. Und wenn wir uns als Egoisten doch gerne selbst das erste Stück nehmen, gebietet die Höflichkeit, dass wir dem anderen den Vortritt lassen. Höflichkeitsregeln zeigen letztlich, dass unser Herz nicht gut ist – sonst bräuchten wir keine Regeln, sondern würden einfach „fließen lassen“, was in uns ist. Unserer Umwelt tut Höflichkeit gut – und letztlich auch uns. Noch besser wäre es, wenn unsere Herzen verändert wären.

Christliche Erziehung zielt auf die Veränderung des Herzens. Die kann nur Jesus Christus selbst bewirken. Darum weißt christliche Erziehung unermüdlich auf sein Beziehungsangebot hin. Letztlich sind unsere Kinder aber selbst verantwortlich dafür, ob sie das Angebot annehmen.

Das Kind ist ein auf Gott angelegtes Wesen

Religiosität ist ein tief verwurzelter Bestandteil der menschlichen Natur und in allen Kulturen präsent. Selbst unter repressiven Regimen, die den Atheismus fördern und den Glauben zu unterdrücken versuchen, bleibt die spirituelle Neigung des Menschen bestehen. König Salomo sprach einst davon, dass Gott dem Menschen das Verlangen nach Ewigkeit ins Herz gelegt hat. In christlicher Perspektive ist der Mensch von Natur aus auf eine Beziehung zu Gott ausgerichtet, die seit dem Sündenfall gestört ist. Ein Kind ist von Natur aus ein geistliches Wesen, und ihm die Möglichkeit zur religiösen Erziehung vorzuenthalten, verleugnet seine Bedürfnisse.

Der Mensch als „Bildungswesen“

Und nun noch ein Begriff, der Pädagogik und Theologie wie kein anderer verbindet: „Bildung“. Darin steckt das Wort „Bild“. Meister Eckhart – der den Begriff „Bildung“ erfunden hat – sieht darin einen Prozess, in dem ein Mensch in das Bild Gottes geformt wird. Bildung ist der Prozess, dass der Mensch seiner wahren Natur als Ebenbild Gottes entspricht. Wie passiert das? Indem er das „Bild“ Gottes in seinem Sohn anschaut. Dadurch wird das Bild des Sohnes in den Menschen hineingebildet – oder er wird „eingebildet“.

Bei der Bildung wird in einem Menschen angelegte Potenzial zur Entfaltung gebracht. Für Christen ist klar, dass es Gott selbst ist, der diese Anlagen in das Kind hineingelegt hat. Seine volle Entfaltung wird dieses Potenzial, das in der Gottebenbildlichkeit liegt, nur in Beziehung mit dem Schöpfer erfahren.

Es genügt nicht, die zentralen Elemente des biblischen Menschenbildes lediglich zu lesen; vielmehr ist es von Bedeutung, sie zu durchdringen. Was bedeutet es, dass Gott mein Kind im Mutterleib geformt hat? Was bedeutet es, dass er es gewollt hat? Wo erkenne ich sein Ebenbild? Wie verhalte ich mich angesichts seiner Sündhaftigkeit? Und wie finde ich ein ausgewogenes Verhältnis zwischen diesen Aspekten?