Zucht und Erziehung

Christliche Erziehung wird oft mit körperlicher Züchtigung assoziiert, was wiederum zu zahlreichen Vorbehalten führt. Dabei bedeutet das Wort nichts anderes, als „Erziehung“. Im Deutschen züchten wir Pflanzen oder lassen sie verwildern. Fröbel hat den Begriff „Kindergarten“ geprägt. Hier dürfen Kinder wachsen und einfach „sein“. Der Begriff hat also eine metaphorische Bedeutung. Es ist das Bild von Kindern als kleine Pflanzen, die behütet, gepflegt und aufgezogen werden müssen.

Der Begriff „Pädagogik“ leitet sich übrigens vom gleichen Wort ab, das in den Sprüchen Salomos verwendet wird. Dort und an anderen biblischen Stellen ist – in der griechischen Version – von „paideo“ (oder auch παιδεύειν bzw. „paideuein“) die Sprache. Davon leitet sich Pädagogik ab, es kann mit Erziehung oder Altdeutsch eben mit Zucht übersetzt werden. Wer sein Kind liebt, kümmert sich darum oder „Wer sein Kind liebt, erzieht es.“

Wer sein Kind liebt, der züchtigt es.

Sprüche 13,24

Nun wird christlicher Erziehung vorgeworfen, sie „züchtige“ – also „erziehe“. Dahinter steckt das Missverständnis, dass mit dem Wort bestimmte Erziehungsmethoden verbunden sind. Da das Wort „züchtigt“ ein altdeutsches Wort ist, wird es eben fälschlicherweise mit alten Methoden in Verbindung gebracht. Dafür kann weder Salomo noch der Bibeltext etwas. Und auch Luther, der statt „Erziehung“ von „Zucht“ spricht, kann nichts dafür. Genauso wenig würde man einem Übersetzer von Shakespeare vorwerfen, dass er die alte poetische Sprache beibehält.

Für Pädagogik gehört „Erziehung“ dazu. Damit beschäftigt sie sich in ihrem Kern. „Zucht“ meint nichts anderes als „Erziehung“. Der Text fordert auf, diese Erziehungsaufgabe ernst zu nehmen, Ziele zu setzen und anzustreben und nach geeigneten Mitteln zu suchen. Das sind in erster Linie Maßnahmen, die Einsicht und Verständnis erzeugen. Eine Einführung in dieses Thema wird hier gegeben.

Heute sind sich Pädagogen weitgehend einig: Vernachlässigung führt zu Hospitalismus. Die Entwicklung von Kindern ohne Liebe und Erziehung ist in hohem Maß beeinträchtigt. Es gibt immer wieder Geschichten von „Wolfskindern“ oder „wilden Kindern“, die stark vernachlässigt wurden, weil sie keine Erziehung erfahren haben. Moderne Untersuchungen wie die von René Spitz, John Bowlby oder John Harlow kommen zu ähnlichen Ergebnissen.

Salomo hat recht, wenn er sagt, dass Kinder Fürsorge Erwachsener benötigen, die sich um sie kümmern, die hegen und pflegen, leiten und erziehen (siehe Anthropologische Grundlagen – Pädagogische Aspekte). Ohne Erziehung bleibt die Entwicklung des Kindes auf der Strecke.

Heimkommen

Offenbarung 21,1 – 22,5

Wartender Vater

Mehr noch als jeder irdische Vater wartet der himmlische Vater auf seine Kinder. Stelle Dir einen Großvater vor, der auf den Besuch seiner Enkel wartet. Seine Kinder sind weit weg. Sie haben selbst Familien gegründet und können nur selten zu Besuch kommen. Die Enkel wachsen in der Ferne auf. Der Großvater kennt sie von Videoanrufen und Erzählungen der Eltern. Nach langer Zeit ist es so weit. Endlich kommen seine Enkelkinder zu ihm. Die Reise wurde monatelang vorbereitet, der Flug ist gebucht. Von den Großeltern werden Projekte und Ausflüge geplant, Essen und Süßigkeiten eingekauft und der Schlafplatz für das Enkelkind vorbereitet. Alles muss perfekt sein für diesen Augenblick. Das Willkommensschild und Luftballons werden aufgehängt. Die Vorfreude des Großvaters ist riesengroß.

Im Johannesevangelium wird genau dieses Bild vom himmlischen Vater verwendet, der auf seine Kinder wartet. „Es gibt viele Wohnungen im Haus meines Vaters […]“ Johannes erinnert sich an die Jesusworte, die schon so lange zurückliegen. „Ich gehe voraus, um euch einen Platz vorzubereiten.“ – Diese Sätze hat er verinnerlicht. „Wenn dann alles bereit ist, werde ich kommen und euch holen, damit ihr immer bei mir seid, dort, wo ich bin.“ Wer Gottes Kind ist, darf sich auf das Treffen mit seinem himmlischen Vater freuen. Johannes ist Gottes Kind. Nun ist er alt, es wird nicht mehr lange dauern, bis er seinen Vater sieht.

In der Offenbarung des Johannes wird noch ein weiteres Bild verwendet. Es ist das einer Hochzeit, bei der Jesus der Bräutigam ist. Die Wohnung ist eingerichtet, die Flitterwochen sind geplant und die Feier ist nach sämtlichen Wünschen der Zukünftigen organisiert. Der Bräutigam wartet. Während der Bräutigam wartet, bereitet sich die Braut vor. Es ist alles bereit. Der Tag der Hochzeit ist gekommen. Die Braut macht sich zurecht. Das Kleid, die Frisur, das Make-up – alles muss stimmen. Dann kommt der triumphale Einzug in die Kapelle. Bei Johannes ist das nicht die Kirche, sondern eine „heilige Stadt“, ein „neues Jerusalem“, in das die Gotteskinder einziehen. Genauer genommen sind die Gotteskinder da und Gott zieht ein. Er ist endlich im Mittelpunkt der Stadt. Die Gotteskinder bereiten sich auf die Begegnung vor. Es wird der größte Tag ihres Lebens werden.

„Ich habe die heilige Stadt, das neue Jerusalem, gesehen, wie sie von Gott aus dem Himmel herabkam, schön gemacht wie eine geschmückte Braut, die auf ihren Bräutigam wartet.“

 Offenbarung 21,2

Es gibt vieles, was wir über den Himmel noch nicht wissen. Was wir wissen, ist, dass es ein Ort der Schönheit ist, an dem unsere tiefsten Bedürfnisse gestillt werden. Der Himmel ist ein Ort der Freude und der Liebe, den wir uns kaum erträumen können. Welch ein Tag wird das sein, an dem Christen ihren Herrn treffen werden?


Vorstellungen vom Himmel

Leider ist das Wort „Himmel“ mit vielen falschen Vorstellungen behaftet. Die Vorstellungen reichen von Engeln, die ständig Harfe spielen, bis hin zu einem endlos langen und vor allem langweiligen Gottesdienst, der kein Ende findet. Menschen sitzen mit Heiligenschein auf ihren weißen Wolken und schauen dabei zu oder sie schweben orientierungslos ohne Körper herum. Kein Wunder, dass viele diesen Ort gar nicht erst kennenlernen wollen.
Das Bild, das Johannes skizziert, ist ein anderes. Es ist ein „neuer“ Himmel und eine „neue“ Erde. Die Welt, wie wir sie kennen, ist nicht mehr da. Aber es ist eben doch etwas Greifbares da.

Vieles in den folgenden Beschreibungen erinnert an das Paradies, den Garten Eden – einen materillen Ort, an dem Menschen mit materiellen Körpern leben. Menschen gehen in der Kühle des Tages mit ihrem Gott spazieren und tauschen sich mit ihm aus. Sie gehen aber auch einer erfüllen-den Arbeit nach, pflegen Beziehungen untereinander und unterhalten sich angeregt. Vieles im „Himmel“ ähnelt dem Leben auf der Erde – nur ohne Enttäuschung, Missverständnisse, Tränen oder Leid.

„Gott wird alle Tränen von ihren Augen wegwischen, und der Tod wird nicht mehr existieren. Es wird kein Leid, kein Geschrei und keinen Schmerz mehr geben. Das Alte ist vorbei. Und der, der auf dem Thron saß, sagte: Siehe her, ich erschaffe alles neu!“

Offenbarung 21,4-5

Der Mensch ist ursprünglich nicht als schwebender Geist geschaffen, sondern für ein Leben im Paradies – einen Garten, der die Sinne berührt, Sicherheit gibt und zur Aktivität anregt. Dieser Garten wird von ihm gestaltet und gepflegt. In dieser neuen Welt gibt es Menschen mit echten Körpern, mit echten Beziehungen und mit echten Erfahrungen. Sie werden in einer Welt leben, die für sie gemacht ist. Wenn schon die irdische Welt so schön sein kann, wieviel schöner wird die neue Welt Gottes sein?


Glanz der neuen Stadt

In zahlreichen Bildern beschreibt Johannes den Glanz der Stadt. Die Bilder reichen von Edelsteinarten über Perlen bis hin zu Gold, das als Baumaterial verwendet wird. Alles ist kostbar. Mit wertvollem Material wird verschwenderisch umgegangen. Es ist in reichlichem Umfang vorhanden. Neben den glanzvollen Bildern ist auch von Naturelementen die Rede. Es gibt lebens-spendende Bäume und lebendiges Wasser.

Die Planung der Stadt ist perfekt. Während „moderne“ Städte der Antike quadratisch geplant sind, ist diese Stadt sogar in drei Dimensionen quadratisch. Ihre Ausmaße reichen in Breite, Länge und Höhe jeweils 12.000 Stadien – so weit, wie die Strecke zwischen London und New York. Es ist Platz für alle da. Demgegenüber wirkt die Stadtmauer mit 144 Ellen, also 65 Metern, klein. Sie ist als Schutz nicht brauchbar. Lediglich als Abgrenzung kann sie genutzt werden. Offensichtlich gibt es keine Bedrohung. Niemand in dieser Stadt hat Angst.

Es ist unübersehbar, dass es in der Stadt keine Gefahr gibt. Das wird z. B. deutlich bei der Beschreibung, dass es in der Stadt „kein Meer“ gäbe. Das düstere Meer, wie es von Menschen in der Antike wahrgenommen wurde, das Schiffe und Menschen verschluckt und in dem gefährliche Wesen wohnen, hat in der neuen Welt keinen Platz. Während jede befestigte Stadt maximal vier – meist eher nur zwei oder drei – Stadttore hatte, die allesamt sehr sorgsam bewacht wurden, besitzt diese Stadt gleich zwölf Tore. Eine solche Anzahl an Toren schwächt die Verteidigung – die Soldaten müssten sich aufteilen. Noch dazu stehen die Tore Tag und Nacht offen. Keine Stadt zur Zeit des Johannes hätte sich erlaubt, Tore auch nachts geöffnet zu lassen. Menschen, die den Bewohnern nicht bekannt waren, mussten vor Sonnenuntergang die Stadtgrenzen verlassen und außerhalb der Stadtmauer bleiben. Anschließend wurden die Tore geschlossen. Fremde galten als Gefahr. Nicht so in dieser neuen Stadt. Hier sind solche Sicherheitsmaßnahmen nicht notwendig.

„Und ihre Tore werden tagsüber stets offen sein, denn es wird niemals Nacht werden. Alle Nationen werden ihre Pracht und ihren Glanz in diese Stadt bringen.“

 Offenbarung 21,25f.

Die große Offenheit ist für die Stadt keine Gefahr, sondern bereichert sie. Während nach Jerusalem und in den Tempel vor allem Juden strömten, kommen in diese Stadt Menschen aus aller Welt. Sie alle bringen etwas mit, das die Stadt noch glanzvoller erscheinen lässt. Auf den Toren der Stadt stehen Namen – der Stämme Israels und der Apostel. Das zeigt die Kontinuität Gottes, der gestern, heute und morgen derselbe ist. Die Wege in die Stadt sind nicht beliebig, aber vielfältig. Immerhin sind es zwölf Tore. Während Christen oft sehr enge Vorstellungen haben, gibt es doch zahlreiche Zugänge zur Stadt des einen Gottes.

Zentrum der neuen Stadt

Schließlich gibt es in dieser Stadt einen prächtigen Stadtkern. Wie auch heute Städte mit ihrem Kern verbunden werden, ist es auch diese Stadt. Im Zentrum von London steht der Big Ben. Im Zentrum von München liegt der Marienplatz und in Hamburg sind es die Alster und das Rathaus. Im Zentrum der Stadt ist die „Residenz Gottes“ zu finden! Der größte Lohn der Bewohner ist es, Gott selbst zu begegnen. Während Gott für die Menschen zu Lebzeiten wie durch einen Spiegel sicht-bar ist, wird dort sein Gesicht klar erkennbar. Ein Spiegel in der Antike ist nichts weiter als eine Metallplatte – aus Kupfer, Silber oder Gold. Die Oberfläche muss ständig poliert werden, damit überhaupt etwas sichtbar ist. Unverzerrt ist das Spiegelbild eigentlich nie. Genauso ist unser Bild von Gott – völlig verzerrt. Wir können nur vage erahnen, wer und wie Gott ist. In der „neuen Stadt“ ist Gott ein König, der besucht und aus der Nähe betrachtet werden kann. Seine Residenz ist immer geöffnet und Besucher sind jederzeit herzlich willkommen. Es muss kein Ticket gebucht werden. Wer ihn sehen möchte, geht hin.

Zentrum der neuen Stadt ist diese Residenz, der Thron Gottes. Darauf sitzt derjenige, der von sich sagt: „Es ist vollendet! […] Jedem, der durstig ist, werde ich aus der Quelle, die das Wasser des Lebens enthält, umsonst zu trinken geben!“ Das alles sind Sätze, die Jesus bereits zu Lebzeiten gesagt hat. Nun ist er Zentrum dieser Stadt. Der Stadt der „Seinen“. Die Gegenwart Gottes er-strahlt in der Stadt, sodass sie „keine Sonne und keinen Mond“ braucht, sondern von der Herrlichkeit des Lammes erleuchtet wird. Die Gegenwart Gottes ist überall, sodass kein Tempel mehr nötig ist. Gott selbst ist dort. Er selbst ist alles, was die Menschen dort brauchen – Licht, Wärme und Wasser. Wer ihm begegnet, wird von seiner Gegenwart geprägt und verändert. Er trägt die Herrlichkeit weiter. Der Glanz dieses Königs erhellt die ganze Stadt. Vom Thron fließt ein Strom des Lebens hinaus.

Sprudelnde Quelle

Wasser ist kostbar in der Wüste, zu der ein großer Teil Israels gehört. Wer heutzutage nur einen Wasserhahn aufdrehen muss und einen fließen-den Wasserstrahl sieht, hat vermutlich keine Vorstellung davon, was Wasser im Orient bedeutete und wie wichtig es dort war. Dass Jesus das Wasser des Lebens ist, hat Johannes schon früh beeindruckt. An verschiedenen Stellen seines Evangeliums hält er diesen Gedanken fest. Das beginnt bei der Begegnung mit der Frau am Brunnen, zu der Jesus sagt: „Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, der wird niemals mehr Durst haben. Das Wasser, das ich ihm gebe, wird in ihm zu einer nie versiegenden Quelle, die unaufhörlich bis ins ewige Leben fließt.“ Nach diesem Wasser streckt sich die Frau – und auch Johannes – aus.
Nun sieht Johannes das Bild der neuen Stadt. Dieses Bild kennt Johannes bereits. Hesekiel beschreibt im Alten Testament, wie das Wasser des Lebens vom Altar des Tempels in alle Richtungen ausfließt. Eigentlich ist es Blut, das vom Altar herunterfließt. Bei Hesekiel wird daraus kristall-klares Wasser. Es ist ein Fluss, ein Strom, der erst knöcheltief ist, dann bis zu den Knien reicht und schließlich so tief wird, dass er nicht überquerbar ist. An den Seiten dieses Stroms wachsen Bäume, die jeden Monat neue Früchte tragen. Die Früchte dienen nicht nur als Nahrung, sondern der Heilung. Im Bild von Johannes ist es nicht der Tempel, wohl aber der Thron, auf dem das geschlachtetes Lamm sitzt und regiert. Sein Blut hat die Kraft, zu reinigen. Das Blut wird zu kristallklarem Wasser. Es heilt kranke Herzen. Es hat die Kraft, Leben zu spenden, und ist schließlich Lebensquelle einer ganzen Stadt. Der Strom ist so stark, dass ihn nichts aufhalten kann.
Das heilende Wasser hat seinen Ursprung am Thron Gottes und des Lammes. Am Kreuz beginnt alles. Brunnen- oder Leitungswasser reinigt Gegenstände von außen. Der Strom der Heilung dringt tiefer. Er erreicht das Herz des Menschen, in dem es kein Leben mehr gibt. Der Tod von Jesus wird zur Quelle der Heilung, eines ewigen Lebens. Diesen Strom des Lebens kann niemand aufhalten.
Verstärkt wird das Bild des Stromes der Heilung durch das Bild des „Baumes des Lebens“, der kein verbotener Baum ist. Er steht mitten in der Stadt. Dort spendet er Leben und Heilung. Monatlich sind Früchte zu sehen. Die Früchte lassen Menschen heil werden. In ihnen entfaltet sich ebenfalls eine Frucht – die Frucht des Geistes.

Großes Fest

Für die meisten Paare ist ihre Hochzeit ein Höhe-punkt. Bei unserer Hochzeit waren mehr als 200 Gäste eingeladen. Alles wurde vorbereitet. Die Tische waren dekoriert, das Brautkleid bestellt und angepasst. An dem großen Tag durfte nichts schiefgehen. Morgens stand das Frisieren an. Ein Auto war gemietet und ein Fotograf stand bereit. Schließlich kommt der Moment. Die festliche Musik ertönt und Braut und Bräutigam gehen zwischen zwei Reihen von Menschen hindurch, deren Augen auf das Hochzeitspaar gerichtet sind. Jetzt ist es so weit.
Es ist ein großes Fest, wenn Menschen in die „neue Stadt“ einziehen, um dort eine ewige Wohnung zu beziehen. Im Vaterunser beten Christen: „Dein Reich komme“, und haben dabei nicht nur die „Erde“, sondern auch den „Himmel“ im Blick. Ist das wirklich unser persönliches Gebet? Es ist das Gebet, das Jesus seine Nachfolger lehrt. Welche Vorstellung wir vom Himmel haben, entscheidet maßgeblich darüber, ob dieser Wunsch tatsächlich der eigene Wunsch ist. Wer Jesus nicht kennt, wird sich weder auf Gottes Reich auf dieser Erde freuen noch auf den „Himmel“. Für ihn ist der Tod vielleicht ein „dunkles Loch“, das ihn verschlingen wird, oder etwas, bei dem sich die eigene Existenz in etwas diffusem Größerem auflöst. Welche Vorstellungen vom Himmel haben uns geprägt? Und was be-deuten die Bilder des „wartenden Vaters“ oder das des „Bräutigams“ für mich persönlich?
Jesus ist vorangegangen – so beschreibt es Johannes –, um den Kindern Gottes eine Wohnung in der neuen, ewigen Stadt vorzubereiten. „Es gibt viele Wohnungen im Haus meines Vaters, und ich gehe voraus, um euch einen Platz vorzu-bereiten“, so erinnert sich Johannes an die Jesusworte, die ihm überliefert sind oder die er selbst gehört hat. Nicht jeder ist ein Kind Gottes, aber jeder hat das „Recht“, Gottes Kind zu sein.

„Denjenigen, die ihn aufnahmen, gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden. Denen, die an seinen Namen glauben.“
Johannes 1,12

Das Leben als Königskind verändert alles. Als Königskind kenne ich mein Erbe. Das alleine verändert bereits das Denken, das Gefühl und das Handeln. Vor allem gibt es einen tiefen inneren Frieden und eine Freude darauf, Gott in seiner Herrlichkeit zu sehen. Die Gemeinschaft mit Gott beginnt hier auf der Erde und findet ihren krönenden Abschluss in der Ewigkeit. Der heilende Strom des Lebens fließt nicht erst irgendwann in der Zukunft. Er strömt schon heute vom Thron des Lammes aus und möchte die Herzen von Königskindern fluten. Er fließt in die Herzen hinein, die sich ihm öffnen. Öffne ich mich diesem Strom? Wie lasse ich das Wasser des Lebens in mich hineinströmen?
Am Ende steht das Erkennen Gottes von Angesicht zu Angesicht. Das Leben in einer Stadt, in der die Residenz des Königs immer offen steht. Wie wird das sein? Für Johannes und all die an-deren Jünger ist dieser Zeitpunkt gekommen. Sie dürfen sehen, was sie zu Lebzeiten geglaubt haben. Sie sind gestorben und stehen nun vor Gottes Thron. Wir haben Angehörige verloren, die das geglaubt haben oder auch nicht. Sie haben sich auf Jesus verlassen oder nicht. Das Leben ist kurz. Ich bin 45 Jahre alt. Statistisch gesehen habe ich die Hälfte meiner Lebenszeit letztes Jahr überschritten. Die zweite Halbzeit läuft. Es ist höchste Zeit, die Hochzeit im Blick zu haben. Es ist Zeit, die Reise zu planen und Vorbereitungen für die Begegnung mit dem Vater zu treffen. Der Vater im Himmel ist bereits dabei und wartet. Er wartet auf dich. Er wartet auf mich. Er wartet auf seine Kinder. Auf die Königskinder.