Kinder zu Jesus bringen

Christliche Eltern haben ein weiteres, besonderes Anliegen: Sie wünschen sich von Herzen, dass ihre Kinder an Jesus Christus kennenlernen, an ihn glauben und ihm folgen. Hierbei sehen sie sich vor einem Dilemma. Der Glaube lässt sich nicht so leicht vermitteln, wie gute Manieren oder Gewohnheiten, und erst recht nicht erzwingen.

Viele Eltern – christlich oder nicht – wollen ihren Kindern wichtige Werte, Anstand, gutes Benehmen und das Einfügen in eine Gemeinschaft beibringen. Das hilft, dass ihre Kinder gut mit anderen umgehen können und in der Gemeinschaft funktionieren. Gut erzogene Menschen sind freundlich und sozial verträglich, obwohl sie gleichzeitig auch sehr egoistisch sein können. In der christlichen Erziehung ist die Vermittlung dieser Werte wichtig, aber nicht das Hauptziel.

Veränderung von innen heraus

Es geht nicht nur um äußere Sauberkeit, sondern vor allem um eine Veränderung des Herzens von innen. Das passiert in Freiheit durch die Beziehung mit Jesus Christus. Christliche Eltern bringen ihre Kinder in Kontakt mit Jesus Christus, der die Kraft hat, sie von innen heraus zu verändern. Ob die Kinder den Weg mit Jesus Christus einschlagen werden und der Heilige Geist sie von innen heraus erneuert, liegt nicht in der Macht der Eltern.

Moralische Apelle und Zwang sind eher kontraproduktiv. Äußerer Druck kann die leise innere Stimme des Heiligen Geistes regelrecht übertönen. Stattdessen weisen christliche Eltern immer wieder auf Gott und die Verantwortung gegenüber Gott hin. Sie benutzen ihn nicht, um ihre eigenen Ideen durchzudrücken und ihn als ihr allgegenwärtiges Auge darzustellen, sondern sie weisen auf ihn hin, indem sie sagen: „Was ich sage, ist nicht entscheidend. Geh mit Jesus ins Gespräch, suche ihn und höre auf ihn.“

Begegnung mit Jesus ermöglichen

Vor 2000 Jahren haben Menschen eingeladen, zu Jesus Christus zu kommen und ihm zu begegnen. Wie die frühen Christen, laden christliche Eltern ihre Kinder ein, Jesus zu begegnen, sein Handeln zu beobachten und seine Botschaft kennenzulernen, führen christliche Eltern ihre Kinder in eine Begegnung mit ihm. Was die Kinder aus dieser Begegnung machen, liegt nicht in ihrer Hand. Kinder begegnen Jesus dabei auf mindestens dreierlei Weise:

1. Begegnung durch Christen

Christliche Eltern und Bezugspersonen übernehmen die Rolle von Botschaftern im Namen Christi. Inwiefern spiegeln wir also das Wesen von Jesus Christus wieder? Durch ihr christliches Lebensbeispiel vermitteln Eltern ihren Kindern, wer Christus ist. Sie formen sich selbst nach dem Vorbild von Christus und sind sozusagen wie ein Brief, den ihre Kinder lesen, um darin Jesus Christus zu erkennen.

Wenn wir nun der Brief Gottes sind, den unsere Kinder lesen, stellt sich die Frage, wieviel „Christus“ sind in unserem Charakter widerspiegelt. Der Heilige Geist ist in seinen Kindern am Wirken. Wieviel Frucht ist in unserem Leben zu sehen? Wächst dort Geduld, Liebe, Barmherzigkeit oder Freude?

Vielleicht müssen wir Aktivitäten reduzieren und Ansprüche loslassen nach dem Motto „Simplify your life“. Sonst sehen unsere Kinder, wie wir den Gott des Konsums verehren, nach Anerkennung und Lebensstandard streben. Wer ständig gestresst ist durch zu viele Aufgaben oder hohe Ideale, engt den Raum ein, in dem diese Frucht wachsen könnte.

Sehen sie uns, wenn wir in der Bibel und gemeinsam mit anderen Christen nach Antworten suchen? Bekommen sie mit, wo wir uns geistliche Nahrung holen?

2. Andere ins Boot holen


Für die kleine Prinzessin ist der Vater der große Held und der kleine Sohn blickt voller Bewunderung auf seine Mutter. Kinder sind offen und wollen sein, wie ihre Eltern. Aber irgendwann reicht das nicht mehr aus. Je mehr sie sich als Individuum sehen, desto wichtiger ist, es, dass sie noch andere Vorbilder als uns haben.

Wo bekommen Kinder andere Bezugspersonen regelmäßig mit? Es lohnt sich, vorher eine Gemeinschaft zu suchen, in der Kinder die kritischen Jahre der Pubertät mit guten Freunden und Jesus Christus erleben. Das ist die Gemeinde, das sind christliche Freunde, Tanten, Onkel und Großeltern.

Wenn sie 10-12 Jahre alt sind, ist es gut in einer Gemeinschaft angekommen zu sein, in der Peers, also Gleichaltrige zu finden sind. Notfalls gilt es für Eltern, auf Gemeindesuche zu gehen, Liebgewonnenes loszulassen oder mit ihren Kindern Kreise und Gruppen zu erkunden. Wenn die Kinder groß sind, dürfen wir nach unseren Bedürfnissen schauen – aber in diesem Zeitraum stehen die Kinder im Vordergrund – auch wenn das heißt, eine Gemeinde zu besuchen, die nicht den eigenen Idealvorstellungen entspricht.

3. Jesus in der Bibel begegnen

Einige mögen auf Familienandachten schwören – aber ganz ehrlich, bei uns hat das noch nie so richtig funktioniert. Auch das Bibellesen mit mehreren Kindern gleichzeitig hat nicht funktioniert.

Und doch ist es doch wichtig, dass unsere Kinder von den Zeugnissen der Evangelisten hören, die so beeindruckt von Jesus waren, dass sie ihre Erlebnisse mit ihm niedergeschrieben haben. Getrieben vom Heiligen Geist, war es ihr tiefes Anliegen, diese Erfahrungen an die kommenden Generationen weiterzugeben. Diese Schriften und Briefe sind der Schlüssel, um Jesus zu begegnen und ihn zu verstehen.

Oft lese ich nun einem nach dem anderen Abends ein Kapitel aus der Bibel vor – und das auch noch im Teenie-Alter. Ich habe den Anspruch aufgegeben, jedesmal etwas Kluges und weises dazu sagen zu müssen. Der Text darf auch allein wirken. Bei dem ersten Kind fällt mir manchmal noch etwas ein, beim zweiten vielleicht auch noch. Den anderen lese ich einfach vor. Oder lasse es die „App“ vorlesen. Das Wort wird wirken. Und wenn nicht zeigt es ihnen, wie wichtig mir dieses Wort ist.

Wichtig war es mir, ein Kapitel zu lesen. Nun habe ich zeitweise auch einen anderen Modus gefunden, zwischendurch ein Andachtsbuch oder ein halbes Kapitel. Ich kann da nicht mit dem Kopf durch die Wand. Aber das ist mir wichtig und wird so irgendwie akzeptiert, andere Male aktiv gewünscht – und irgendwie gibt es den Kindern ein Stückweit auch Geborgenheit.

4. Leben in einem lebendigen Haus

Gott wohnt nicht in verstreuten Steinen, sondern in einem Haus, das aus lebendigen Steinen gebaut wird (1. Petrus 2,5). Jesus Christus ist in besonders intensiver Weise präsent, wo sich Menschen in seinem Namen versammeln.

Es reicht eben nicht, den Glauben als Einzelperson oder als christliche Familie an Kinder weiterzugeben. Sie lernen Jesus dort kennen, wo sich Menschen um seinen Namen herum versammeln. Das Kriterium ist dabei nicht der Besuch von irgendwelchen Gemeindeveranstaltungen oder Gottesdienstes. Wenn Jesus Christus dort nicht im Mittelpunkt steht, werden auch die Kinder ihn dort nicht kennenlernen.

Die Gemeinde braucht ihren festen Platz. Wenn wir nur ab und zu dorthin gehen, werden unsere Kinder den Bezug gänzlich verlieren. Wir brauchen Regelmäßigkeiten. Tolle Predigten gibt es im Internet – viel bessere als in den meisten Gemeinden. Und auch Lobpreismusik lässt sich dort finden. Aber Gott hat sich den Ort der Gemeinschaft gesucht, in dem er wohnt. Und auch wenn ich oft den Eindruck habe, dort zu wenig Berührungen in der Tiefe zu erleben, liegt dort doch Segen in der Gemeinschaft.

Oft werden Menschen sehr kritisch betrachtet, die von Gemeinde zu Gemeinde wandern und nirgends zu Hause sind. Und tatsächlich lassen sich solche Steine nur sehr schwer einbauen. Aber manchmal ist es dran, weiterzugehen. Nicht alles, was Gemeinde heißt, hat Jesus Christus zum Zentrum. Oft werden leblos Rituale und Gewohnheiten aufrecht erhalten. Und manchmal passt es einfach nicht mehr. Dann gilt es, sich wie Abraham auf den Weg zu machen und dann konsequent eine Entscheidung für eine unperfekte Gemeinde zu treffen, die aber ggf. besser passt.

Der Wesenskern christlicher Erziehung liegt darin, dass Kinder Jesus Christus persönlich kennenlernen. Ob sie sich dann entscheiden, ihren Weg mit ihm zu gehen, liegt in ihrer eigenen Hand. Früchte wie Geduld, Frieden, Freude oder Selbstbeherrschung sind das Ergebnis des Wirkens des Heiligen Geistes und können nicht von außen aufgezwungen werden.

Natürlich ist es sinnvoll, Kinder zu „richtigem“ Verhalten anzuhalten, ihnen Werte mitzugeben oder ihnen zu helfen, ihre Emotionen zu bewältigen und Wege zu finden, wie sie mit Wut, Zorn, Neid oder Frustration umgehen können, ohne sie an anderen auszulassen. Höflichkeit, gutes Benehmen und sozial akzeptable