Ziele christlicher Erziehung

Am Ziel christlicher Erziehung entscheidet sich alles. Wie ein Maler Farben und Pinsel benötigt um ein Bild zu malen – und nicht etwa Besteck – brauchen Eltern bei der Erziehung nicht zuerst die richtigen „Werkzeuge“, sondern Werkzeuge die auf ihre Ziele abgestimmt sind. Es hängt vom Ziel ab, welches Werkzeug sinnvoll ist. Methoden sind wichtig, haben aber keinen Selbstzweck. Entscheidend sind die Ziele, die sich aus dem zugrundeliegenden Menschenbild ableiten. Und das wird oft auch von Christen viel zu wenig beachtet.

Die drei Ziele christlicher Eltern

Was sind die Ziele christlicher Eltern und christlicher Erziehung? Einer umfassenden Studie zufolge haben Christen drei wesentliche Ziele. Ihre Kinder sollen:

(1) glücklich werden

(2) ihre eigenen Interessen und Potenziale entfalten;

(3) den christlichen Glauben annehmen.1

Mehr als die Hälfte überzeugter christlicher Eltern bezeichnet diese drei Erziehungsziele als die wichtigsten Ziele der Erziehung überhaupt. Ob diese Anliegen „christlicher Eltern“ nun auch die Ziele „christlicher Erziehung“ sind, können und werden wir auf dieser Seite theologisch und biblisch hinterfragen. Worum genau geht es bei christlicher Erziehung?

Für andere Eltern sind gute Bildung, Durchsetzungsvermögen und Leistung (ordentliche Arbeit) mit an der Spitze der Zielhierarchie2. Glaube taucht in der Liste ganz hinten auf. Kurz davor finden sich noch Bescheidenheit, Zurückhaltung und das Einfügen in die Gemeinschaft – Werte, die vielen Christen wichtig sind. Christliche Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder Gott kennenlernen, seine Liebe erfahren und weitergeben. Bildung, Erfolg und Leistung mag ihnen wichtig sein – das Wichtigste ist es für sie nicht.

Soweit die empirische Realität. Aber warum sollten wir uns überhaupt mit Erziehungszielen beschäftigen?

Erziehungsziele hinterfragen und bewusst setzen

Erziehung zielt immer darauf ab, Einstellungen und Verhalten zu beeinflussen. Entweder wir machen das reflektiert oder nach Bauchgefühl. Wir müssen Ziele diskutieren, bevor wir über Erziehungsmethoden sprechen, uns gegenseitig unterstützen oder hinterfragen. Nur dann können wir beurteilen, ob der Weg richtig ist.

Die Bibel fordert christliche Eltern auf, einander zu „guten Werken“ anzuspornen (Hebräer 10,24). Wie geht das, wenn wir nicht Auskunft über die Ziele ihrer christlichen Erziehung geben und formulieren können, was unsere Ziele sind? Nur dann können wir darüber Rechenschaft ablegen. Eines Tages werden wir vor unsere Herrn stehen und er wird uns fragen: „Was hast du mit dem Kind gemacht, das ich dir anvertraut habe?“ Klar formulierte Ziele ermöglichen uns, über Erziehung zu sprechen. Nur wenn wir sie aussprechen, können wir hinterfragen und Methoden reflektieren. Nur so lässt sich auch prüfen, ob unsere Maßnahmen zielführend und unsere Erziehung erfolgreich waren.

Jede Mutter verfolgt bei der Erziehung bestimmte Ziele – ob bewusst oder unbewusst. Ohne Ziele wäre Erziehung kaum vorstellbar. Erziehung bedeutet, das Kind zu lenken und zu begleiten, sei es durch Förderung, das Einfordern von Gehorsam oder das Unterstützen seiner Fähigkeiten. Nicht alle Ziele sind hilfreich – manche können überfordern oder in sich widersprüchlich sein. Aber ob bewusst formuliert oder nicht: Jede Erziehung verfolgt Ziele. Erziehung ist immer ein zielgerichtetes Handeln, das darauf abzielt, Einstellungen und Verhalten zu beeinflussen.

Einzigartigkeit des Kindes

Erziehungsmittel sind vielfältig. Sie haben keinen Selbstzweck und sie können bei jedem Kind völlig unterschiedlich wirken. Was bei einem motivierend Kind wirkt, lässt das Herz eines anderen Kindes hart werden. Was ist der Schlüssel zu dem Herzen deines Kindes, das du prägen möchtest? Vergleiche bringen uns nicht weiter und es bringt nichts, sich angeblich so erfolgreiche Methoden stolzer Eltern aufstülpen zu lassen. Jedes Kind und jeder Erziehende ist ein einzigartiges Geschöpf Gottes – daher existieren keine „Rezepte“ in diesem Zusammenhang – auch nicht in der christlichen Erziehung. Jede menschliche Beziehung ist einzigartig – das gilt auch für die Eltern-Kind-Beziehung.

Ziele geben dem gegenüber eine Richtung vor. Nicht jedes Feinziel deckt sich, aber über ein grobe Richtung lässt sich Einigkeit erzielen. Für Kindergärten und Schulen sind Ziele in Bildungsplänen und Gesetzen festgehalten. Dort geht es unter anderem um ein Einfügen in die Gesellschaft, Leistungsbereitschaft und Selbstverantwortung. Christlichen Eltern wollen das auch – aber das alleine ist ihnen zu wenig. Sie sind überzeugt, dass Gott ihren Kindern eine Beziehung anbietet, um ein Leben in Fülle zu erfahren. Was sind nun christliche Erziehungsziele?

1. Vertrauen entwickeln

Gott ist ein Beziehungswesen, und wir Menschen sind es auch. Wir wünschen uns, dass unsere Kinder eine tiefe, vertrauensvolle Beziehung zu uns, Gott und anderen Menschen aufbauen. Kinder sind von Natur aus auf Gott ausgerichtet und suchen nach Sinn und Geborgenheit. Christlichen Eltern ist es deshalb ein Anliegen, dass ihre Kinder Vertrauen in Gott finden und in ihm Halt und Orientierung entdecken.

Die Beziehung zu unseren Kindern prägt ihr Gottesvertrauen

Glaube und Bindung zu uns sind eng miteinander verknüpft. Studien zeigen, dass Kinder, die in ihren ersten Lebensjahren Urvertrauen zu Bezugspersonen entwickeln, später leichter Gott vertrauen können. Eltern, die ihren Kindern eine sichere Bindung bieten und so Gottes Liebe weitergeben, legen damit einen wichtigen Grundstein für deren Glauben3. Diese Glaubenserziehung und christliche Erziehung beginnt schon kurz nach der Geburt, lange bevor Kinder biblische Geschichten verstehen können.

Das Bedürfnis des Kindes nach Fürsorge und Stabilität

Im Gegensatz zu vielen Tieren, die ihre Eltern früh verlassen, sind menschliche Babys völlig hilflos und jahrelang auf Fürsorge angewiesen. Gott hat sie ihren Eltern anvertraut, auf die sie viele Jahre angewiesen sind. Sicher gebundene Kinder haben die nötige Sicherheit, um die Welt zu entdecken und Kompetenzen zu entwickeln. Christliche Eltern, die eine gute Beziehung zu ihren Kindern aufbauen, vermitteln dadurch nicht nur Gottes Liebe, sondern fördern auch die Entwicklung lebenswichtiger Fähigkeiten.

Bindung als Grundlage für Wachstum, Glauben und Selbstannahme

Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen, niemand ist perfekt. Aber jeder ist ein gewolltes Geschöpf Gottes. Christliche Familien ermutigen ihre Kinder, sich selbst anzunehmen – einschließlich ihrer Einschränkungen, ihres Charakters und Körpers. Sie sind nicht „falsch“ und müssen sich weder verstecken noch durch Leistungen beweisen oder ihren Körper krampfhaft ändern. Christliche Eltern vermitteln Sicherheit statt Selbstzweifel und sehen jedes Kind als einzigartiges Kunstwerk.

Von Gott berufen: Elternschaft als Vertrauensauftrag

Christliche Eltern dürfen wissen, dass Gott ihnen die Aufgabe der Erziehung anvertraut hat. Gott kennt sie und weiß, was er ihnen zutrauen kann. Mit seiner Kraft und Hilfe sind sie für ihren Auftrag befähigt. Es ist kein Zufall, dass genau diese Eltern für diese Kinder Verantwortung tragen. Jedes Kind wurde in seine Familie, Zeit und Kultur hineingeboren, um dort eine Entdeckungsreise zu beginnen. Christliche Eltern helfen ihren Kindern, ihre Individualität zu entdecken und zu entfalten, und vertrauen darauf, dass sie die richtigen Fähigkeiten haben, um ihre Kinder zu unterstützen. Sie wissen, dass sie Gottes Kraft und Rat benötigen, um diese Verantwortung zu tragen. Darum suchen sie seinen Rat und seine Hilfe.

Wer seinen Mitmenschen gegenüber nicht bindungsfähig ist, hat oft auch eine höhere Distanz zu Gott.4 Christliche Eltern haben darum ein mehrfaches Interesse, ihren Kindern eine sichere Bindung zu ermöglichen. Dadurch werden ihre Kinder (1) lebens-, (2) beziehungs- und (3) glaubensfähig. Letztlich erfahren Kinder durch ihre Eltern auch die Liebe Gottes und von Jesus Christus. Diese Liebe geht über bloße Bindung hinaus, da sie selbstlos und opferbereit ist. Eltern agieren als Stellvertreter und Botschafter von Jesu Liebe, die eine tiefere Dimension hat als einfache Bindung.

2. Auf die Gegenwart und Zukunft vorbereiten

Ein zentrales Ziel der Erziehung ist es, Kinder auf das Leben vorzubereiten. Es geht nicht darum, ihnen komplexe wissenschaftliche Theorien oder historische Details beizubringen, sondern ihnen praktische Fähigkeiten und Kompetenzen zu vermitteln. Ein Kind lernt, sein Bett zu machen, einfache Mahlzeiten zuzubereiten und Verantwortung für die Getränke auf dem Tisch zu übernehmen. Im Zusammenleben geht es darum, wie es mit Konflikten umgeht und Lösungen sucht, die nicht nur die eigenen Interessen berücksichtigen. Diese Fähigkeiten sind im Alltag unerlässlich und bereiten sie auf ein eigenständiges Leben vor.

Eltern denken dabei nicht nur an die Gegenwart, sondern auch an die Zukunft ihrer Kinder. Eine gute Schulbildung ist entscheidend, um später beruflich erfolgreich zu sein, und regelmäßige Körperpflege ist wichtig, um nicht gemieden zu werden soziale Akzeptanz zu gewährleisten.

Jedes Kind ist eine einzigartige Persönlichkeit mit individuellen Stärken, Schwächen, Talenten und Fähigkeiten. Die Entwicklung jedes Kindes verläuft unterschiedlich und erfordert maßgeschneiderte Unterstützung. Nicht jeder wird Arzt, und nicht jeder wird Förster. Manche Kinder brauchen Ruhe, andere hingegen Anregung. Zudem sind unsere Umgebungen in Bezug auf Kultur, Zeit und Ort äußerst vielfältig. Daher benötigt jedes Kind etwas anderes.

In vielem sind christliche Eltern nicht anders, als andere Eltern. Gerade westliche Eltern wollen, dass Kinder ihre individuellen von Gott gegebenen Potenziale entdecken. Christen sehen darin Gottes große Kreativität, der jeden Menschen einzigartig geschaffen hat. Ihnen ist es zudem wichtig, dass ihre Kinder ihre Fähigkeiten in Verantwortung gegenüber Gott einsetzen. Und fast allen Eltern ist wichtig, Wissen uns Weisheit zu erlangen. Selbst als das Volk Gottes in der Fremde gelebt hatte, war schulische Bildung wichtig. Mose kennt sich in der ägyptischen Kultur aus und Daniel ist belesen in babylonischen Wissenschaften. Zusammen mit Jugendlichen, die Gott nicht kennen, haben sie sich die Schulbank gedrückt. Vielen Menschen sind sie dadurch zum Segen geworden. Auch modernen Christen ist der Bildungserfolg ihrer Kinder häufig wichtig.

Die Ziele christlicher Eltern gehen über die materielle Welt hinaus. Diesen Horizont können säkulare Eltern nicht bieten. Wenn der Musterschüler plötzlich querschnittgelähmt ist oder die Medizinstudentin zum Pflegefall wird, ist alle die Vorbereitung zunichte. Die moderne, säkulare Welt kann Kinder nicht auf die Schicksalsschläge des Lebens vorbereiten. Wenn etwas schiefläuft ist der Sinn des Lebens zerstört. In der christlichen Erziehung wird die Perspektive erweitert. Christliche Eltern geben ihren Kindern die Kraft, mit echten Herausforderungen des Lebens wie Verlust, Trauer, Enttäuschung und Leiden umzugehen. Ihnen wird ein Sinnhorizont vermittelt, der über das diesseitige Leben hinausgeht. Schicksalsschläge können den Sinn des Lebens nicht zerstören. Darum müssen sich nicht alles in diesem Leben erreichen und haben Lebensziele, die über das Materielle, Karriere und Lebensglück hinausgehen. 

Kinder sollen nicht nur für eine ideale Welt vorbereitet werden, in der sie sich Luxus und Konsum leisten können. Wenn da irgendetwas schief läuft, ist alle Vorbereitung zunichte. Das Ziel liegt in einer immateriellen Welt. Christliche Eltern können ihren Kindern Hoffnung durch den Glauben an Jesus Christus vermitteln, der das Leben neu definiert hat. So sind Kinder auch dann noch gewappnet, wenn materielle Sicherheiten versagen.

3. Entwicklungen fördern, anregen und entgegenwirken

Christliche Eltern gehen davon aus, dass Kinder sowohl perfekte Geschöpfe und Ebenbilder Gottes, als auch gefallen sind. Sie sind also weder blauäugig und blenden das Schlechte aus, noch sehen sie nur das Schlechte. Stattdessen nehmen sie zur Kenntnis, dass es auf dieser Welt beides gibt: Gott hat die Welt gut gemacht und doch ist sie auch gefallen.

Als Eltern haben wir den Auftrag, diese Entwicklungen aufmerksam zu beobachten. Nicht nur das – wir müssen bewerten, was dort passiert. Wollen wir es fördern? Oder geht es in eine völlig falsche Richtung? Unser Auftrag ist nicht einfach: wir müssen nach der sorgfältigen Beobachtung auch mit Gottes Hilfe und Weisheit „beurteilen“.

Beurteilen ist nicht leicht. Das Problem ist, dass Gutes und Böses oft vermischt vorkommt. Wie reagierst du, wenn dir dein Kind freudestrahlen einen selbst gepflückten Tulpenstrauß bringt? Und doch ist es unser Auftrag und unsere Verantwortung als Erziehende.

Dem entsprechend gilt es dann:

(1) gute Entwicklungen zu stärken. Kinder sind schnell dabei zu trösten, zu helfen und Geschenke zu machen. Sie wollen es „richtig“ machen. Das wird leider schnell übersehen. Wir merken, wenn das Kind etwas falsch macht, ohne anzuerkennen, was es alles gut macht. Christliche Eltern beobachten darum aufmerksam und erkennen das Gute wohlwollend an. Kinder werden gelobt, wenn sie geholfen haben oder versucht haben, jemanden zu trösten;

(2) negativen Entwicklungen entgegenzuwirken. Oft sind Emotionen von Kindern noch völlig unkontrolliert. Ihr Ärger und ihre Wut äußern sich dann in einer Art und Weise, die nicht toleriert werden kann. Spätestens bei körperlicher Aggression müssen wir einschreiten, die Gründe in Erfahrung bringen und dem Kind helfen, alternative Lösungsmöglichkeiten für seine Konfliktsituation zu finden. Dabei hilft auch das Gespräch, in dem um Einsicht geworben wird, aber nicht immer ist das ausreichend;

Manchmal brauchen Kinder aber auch (3) ganz neue Ideen, auf die sie nicht alleine kommen. Erwachsene haben einen größeren Horizont und können ihnen zeigen, was es auf der Welt zu entdecken gibt.

Zusammenfassen lässt sich sagen: Christliche Eltern beobachten Entwicklungen aufmerksam, beurteilen sie und handeln entsprechend, um das Verhalten des Kindes zu lenken. Weiterhin regen christliche Eltern und Pädagogen neue Entwicklungen gezielt an, wenn sie ihren Kindern spannende Geschichten oder von Gott erzählen oder mit ihnen Ausflüge machen, damit sie Neues entdecken. Die drei Aufgaben des Förderns, Entgegenwirkens und Anregens lassen sich sowohl theologisch, als auch pädagogisch begründen.

4. Verantwortliches Handeln unterstützen

Christliche Erziehung weist auf Gott hin – jedes Kind ist für seinen eigenen Weg vor Gott verantwortlich. Ziel der Erziehung ist es, dem Kind auf dem Weg zur Selbständigkeit und Verantwortung zu helfen.

Erziehung hat das Ziel, sich überflüssig zu machen. Eltern haben versagt, wenn das Kind in eine Abhängigkeit von ihnen hineinwächst und nicht fähig ist, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Erziehung ist hingegen erfolgreich, wenn das Kind am Ende seinen Weg ohne die Eltern geht, seinen Alltag und berufliche Herausforderungen bewältig und nicht mehr auf seine Eltern angewiesen ist.

Eine säkulare Erziehung ermutigt dazu, über die Folgen der eigenen Handlungen nachzudenken. Wenn ich andere Kinder ständig ärgere, werden sie nicht mehr mit mir spielen wollen, und wenn ich nicht lerne, werde ich später schlechte Berufschancen haben. Der Schwerpunkt liegt darauf, dass das Kind Verantwortung für sein eigenes Leben und seine Zukunft übernimmt und dabei schrittweise lernt, die Konsequenzen seines Handelns richtig einzuschätzen.

Christliche Erziehung geht einen Schritt weiter. Christliche Eltern wissen, dass ihr Kind seinen Weg nicht allein gehen muss. Auch wenn sich das Kind im Laufe der Zeit natürlich von ihnen ablöst und immer selbstständiger wird, bleibt Gott an seiner Seite. Christliche Eltern können loslassen und ihre Kinder vertrauensvoll in Gottes Hände legen. Gleichzeitig können sie glaubhaft die Sicherheit vermitteln, dass Gott auch in den Misserfolgen des Lebens gegenwärtig ist. Daher ist es ihr Ziel, ihre Kinder auf die beständige Gegenwart Gottes hinzuweisen.

Zum anderen weist christliche Erziehung aber auch auf die Verantwortlichkeit vor Gott hin. Auch wenn bei einem harmlosen Diebstahl keine Konsequenzen zu befürchten sind und das Hänseln eines Außenseiters den eigenen Status erhöht, wirkt er sich doch auf die Gottesbeziehung aus. Es geht darum, sensibel auf die Stimme des Gewissens zu hören. Christliche Eltern vermitteln die Freude und das befreite Lebensgefühl, das Anklopfen Gottes wahrnehmen und darauf zu hören.

Christliche Familien nehmen wahr, dass Kinder bei allen Entscheidungen letztlich weder ihren Eltern, noch sich selbst gegenüber verantwortlich sind, sondern einer höheren Instanz. Sie ist kein Erfüllungsgehilfe eigener Ziele. Stattdessen gilt es dieser Stimme auch dann zu gehorchen, wenn sie den Stimmen Erziehender widerspricht. Zu den Zielen christlicher Erziehung gehört es, den Kindern dieses Bewusstsein zu vermitteln. Christliche Eltern sind von Gott als Eltern eingesetzt und haben eine zeitlich und umfänglich begrenzte Funktion.

Christliche Pädagogik weist also auf Gott hin. Gemeinsam ordnen sich Erziehende und Zu-Erziehende ihm als Schöpfer unter. Dabei stellen Erziehende klar, dass nicht sie oder andere menschliche Autoritäten die letzte Instanz sind, der die Kinder letztlich Rechenschaft abgeben, sondern der Schöpfer selbst. Gott ist kein Erziehungsmittel, um ihre elterlichen Interessen zu verwirklichen und kein funktionales Gedankenkonstrukt, das wir uns zurechtbasteln. Gott ist ein reales Gegenüber, dem alle Ehrfurcht gebührt.

5. Zu Jesus führen

Jesus Christus ist das Zentrum christlicher Pädagogik. Das wichtigste Ziel christlicher Eltern ist darum, ihren Kindern das Evangelium zu vermitteln. Jesus Christus ist in die Welt gekommen, um Verlorene zu suchen und zu finden. Nicht jeder ist automatisch Gottes Kind, aber durch seinen Tod hat jeder das Recht Kind Gottes zu werden.5 Die Identität als Königskind verändert alles.

Christliche Erziehung weist das Kind auf das Beziehungsangebot des großen Schöpfers hin. Dadurch gibt sie Halt und Orientierung inmitten turbulenter Zeiten. Als Christen sind sie überzeugt, dass ihre Kinder Jesus Christus brauchen. Eines will und kann christliche Pädagogik nicht – Kinder in diese Beziehung mit dem großen Gott hineinzwingen. Christliche Eltern erkennen an, dass sie die Entscheidung mit Jesus zu leben nicht für ihre Kinder treffen können.

Vor 2000 Jahren konnten Eltern ihre Kinder buchstäblich zu Jesus bringen, der sie zu sich gelassen hat. Heute begegnen Kinder Jesus Christus durch Begegnungen mit Christen und in der Gemeinschaft, in der Jesus verheißen hat, in besonderer Weise anwesend zu sein.

Christliche Erziehung will Kinder mit Jesus Christus bekannt machen. Dabei fungieren christliche Eltern selbst als Botschafter an Christi statt. Ein Botschafter vermittelt mit Worten und im Handeln. Zu den Zielen christlicher Erziehung gehört es, dass das Kind durch die Liebe und Zuwendung der Eltern Gott praktisch erfährt. Christliche Eltern arrangieren Beziehungen mit anderen Christen und sie suchen christliche Gemeinschaft, in der Jesus Christus in besonderer Weise präsent ist. Gerade auch in dieser Gemeinschaft begegnet das Kind Jesus Christus.

Das Handeln christlicher Eltern und viele Symbole im Haushalt regen ihre Kinder zum Nachdenken an. Gibt es dort christliche Kinderbücher? Bibelverse und zu Ostern ein gebackenes Osterlamm? „Wenn dein Sohn dich also fragt…“, dann sollt ihr ihnen die großen Taten Gottes erklären, heißt es sinngemäß in 5. Mose 20. Für Christen heißt das praktisch: „Wenn dein Kind dich fragt, warum die Familie sonntags in den Gottesdienst geht, warum ihr Vater ihnen abends ein Kapitel aus der Bibel vorliest oder die Mutter ihnen morgens einen Bibelvers mitgibt – dann gib ihm eine Antwort.“ Dann erzählen wir ihm, dass Jesus am Kreuz gestorben ist, damit wir in Freiheit leben und ewiges Leben haben können, bis er uns als seine Königskinder zu sich ruft.

Christen kennen die Begrenzung des Lebens und die Hoffnungslosigkeit, die damit verbunden ist. Viele haben selbst erfahren, welche gravierenden Auswirkungen das Handeln anderer auf sie hatte. Sie erahnen, dass auch ihre Motive nicht rein sind und sie andere verletzt haben. Die Folgen dieser Lebensrealität sehen sie genauso, wie das Leid, Elend und Sterben in der Welt. Sie wissen aber auch um denjenigen, der Herzen erneuert, sein Leben hingegeben und den Tod überwunden hat.

Verschiedene Themen

Erfolgsfaktoren: Wie gelingt christliche Erziehung?

Christliche Eltern wollen ihren Glauben an die nächste Generation weitergeben. Für christliche Eltern es darum hochinteressant, die wissenschaftliche Studienlage wahrzunehmen. Welche Kinder neigen dazu, den Glauben ihrer Eltern anzunehmen? [mehr…]

Bewusste Entscheidung: Anliegen christlicher Eltern

Christliche Eltern haben ein besonderes Anliegen: Sie wünschen sich von Herzen, dass ihre Kinder Jesus Christus folgen. Hierbei stehen sie vor einem Dilemma. [mehr…]

Hinterfragt: Unterschiede und Einzigartigkeit

Christliche Eltern sind Kinder ihrer Zeit und Kultur. Wir bringen auch unsere Persönlichkeit mit. Gott hat uns nicht alle gleich gemacht. [mehr…]

Wesenskern: Prioritäten setzen

Der Wesenskern christlicher Erziehung liegt in dem Ziel, dass Kinder Jesus Christus persönlich kennenlernen. [mehr…]

  1. Die Studie wurde in Deutschland mit 1752 überwiegend freikirchlichen Teilnehmenden durchgeführt. https://media16.sendbuch.de/media/leseprobe/95915-03_forschungsbericht-zur-studie.pdf, S. 51 ↩︎
  2. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/39028/umfrage/wichtige-erziehungsziele-fuer-eltern/ ↩︎
  3. https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/009164711003800205 ↩︎
  4. [1] Beck, R., & McDonald, A. (2004). Attachment to God: The Attachment to God Inventory, Tests of Working Model Correspondence, and an Exploration of Faith Group Differences. Journal of Psychology and Theology, 32(2), 92-103. https://doi.org/10.1177/009164710403200202  ↩︎
  5. Johannes 1,12 ↩︎