Güntzschel, Klaus: Das Herz der Väter

Güntzschel, Klaus: Das Herz der Väter: Ein Plädoyer für das Vatersein (Bielefeld: CLV). 96 Seiten.

Klaus Güntzschel vergleicht den Weg eines Vaters mit seinem Sohn mit einem Spaziergang. Die einzelnen Kapitel werden als Parkbänke portraitiert, auf denen die Väter mit ihren Kindern wichtige Themen besprechen.

Den Leitgedanken zieht er aus Maleachi 3,24 „Er wird das Herz der Väter zu den Kindern“ wenden. Daraus schließt er, dass Gott zunächst das Vaterherz verändert, bevor Kinder sich ändern. Eine „Generation, die versagt hat, die sich selbst gelebt hat“ und sich dem „Altar ihres Egos und ihrer Selbstverwirklichung“ hingibt, ist das eigentliche Problem (S. 13). Die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen erscheint dann eher als ein Symptom.

Güntzschel ist überzeugt, dass Kinder sowohl Vater, als auch Mutter in ihren besonderen Prägungen brauchen. Weiterhin entnimmt er aus Lukas 1,16f. zwei Ziele, die Väter anstreben sollten: Söhnen den Weg zum Himmel zu zeigen und sie für ein Leben mit Gott zuzurüsten. Dazu müssen Väter ihr eigenes Herz wiederentdecken und dieses dann ihren Kindern zuneigen (S. 14-15). Als Vorbild nimmt er den König Salomo. Dabei liest Güntzschel den Text des Sprüchebuchs, als ob dieser von dem König mündlich zu seinem leiblichen Sohn gesprochen sei. Der Rahmen solcher Gespräche könne beispielsweise wie ein wöchentlicher Termin Salomos mit seinem Sohn sein (S. 20). Angesichts der umfangreichen Aufgaben als König scheint alleine das sehr erstaunlich und zeigt, wie wichtig Salomo diese Vater-Sohn-Zeit ist. Zu den Inhalten der Gespräche gehören, wie „das Leben funktioniert“, der „tiefe Sinn“ und „Gefahren“, wie beispielsweise der zerstörerische Gebrauch von Sexualität (S. 16f.)

Zu den Gesprächsthemen und Lektionen über das Leben auf den Parkbänken gehören:

  • Das Böse zu meiden, das in der Welt seit dem Sündenfall existiert und auch Kindern schon früh in ihrem Leben begegnet (S. 24f.; Spr 1,15f.);
  • Weisheit Gottes zu suchen, die nicht mal eben „wie ein Dessert am Ende eines großen Büffets“ erhalten wird, sondern vielmehr wie ein verborgener Schatz ist (S. 26f.; Spr 2,3-5);
  • Motivation und Warnung an seinen Sohn, Gott zu folgen und gleichzeitig Gefahren zu meiden (S. 31f.);
  • Den Verstand einzusetzen und gleichzeitig Gott als Quelle zu erkennen, damit keine falschen Schlüsse gezogen werden (S. 35; Spr 3,5-6);
  • Selbstüberschätzung abzulegen, die eigene Hilflosigkeit anzuerkennen und sich zu Gott treiben zu lassen (S. 40; Spr 3,7-8);
  • Bei der Finanzplanung Gott an die erste Stelle zu setzen und sich von dem Wunschdenken zu befreien, dass sich mit ausrechend Geld auch persönliches Glück einstelle (S. 45; Spr 3,9-10, 11,2, Mal 3,10);
  • Die Bibel lieben zu lernen, unter Gebet zu lesen und sie als einmaliges, lebendiges Buch zu entdecken, das Gottes Wort nicht nur enthält, sondern ist und darum mehr als Gold geliebt wird (S. 57; Ps 119).
  • Das eigene Herz durch Stille, Ruhe und Nachdenken vor dem Handeln zu bewahren (S. 70).
  • Die drastischen Folgen von Unmoral und sexueller Ausschweifung zu erkennen (S. 82).

Fazit

Klaus Güntzschel spricht einige relevante Aspekte aus den Sprüchebüchern an, die Grundlage einer christlichen Erziehung sein können. Interessant und unkonventionell ist Güntzschels Ansatz, das Sprüchebuch als tatsächliche Unterhaltung zu lesen. Das könnte diskutiert werden, sollte aber nicht vom Anliegen ablenken: Wesentliche relevante Inhalte aus den Sprüchebüchern für die Erziehung herauszufiltern.

Bei Güntzschels Werk handelt sich eher um eine Auswahl ausgewählter Verse aus den Sprüchebüchern, kein umfassendes christliche Erziehungskonzept – dafür ist die Rolle von Jesus Christus zu marginal. Dennoch sind die Lektionen durchaus in der christlichen Erziehung wichtig. Die Gefahren durch Geld, Selbstüberschätzung, Sexualität und Hektik sind zeitlos, betreffen also auch Christen und ihre Kinder. Wie Salomo, geht es auch Christen darum, Gott an die erste Stelle zu setzen und in der Bibel zu forschen. Allerdings suchen Christen darin zentral ihren Herrn, Jesus Christus. Ein wesentlicher Aspekt christlicher Erziehung fehlt also. Das tut dem Werk Güntschels keinen Abbruch, sollte aber beim Lesen im Hinterkopf mitschwingen.