Ein Kleinkind hat andere Themen, als ein Schulkind oder pubertierende Teens. Wie begleiten wir unsere Kinder durch die verschiedenen Altersstufen hindurch?
Zunächst eine Einführung – unten gibt es zu Glaubensentwicklung – Unterrichtsmaterial James Fowler – Stufen des Glaubens.

Kleinkindalter (0-2 Jahre)
Studien zeigen, dass die Bindung zu Bezugspersonen Kindern hilft, Vertrauen zu Gott zu entwickeln. Ein Grundvertrauen hilft ihnen im Erwachsenenalter auch, an Gott zu glauben. Glaubenserziehung beginnt also schon in der frühen Kindheit, wenn das Kind noch nichts versteht und erst recht nichts sprechen kann – nicht erst beim Vorlesen von biblischen Geschichten.
Wenn Grundbedürfnisse von Kindern zeitnah gestillt werden, entwickeln sie ein Grundvertrauen. Das Baby im Bauch der Mutter bekommt immer gleichmäßig Essen. Es kennt keine Temperaturschwankungen. Wie muss es sich anfühlen, zum ersten Mal hungrig zu sein? Wenn das dann noch von übereifrigen Müttern, die besonders streng erziehen wollen künstlich herausgezögert wird, erlebt das Kind Todesängste. Nahrung ist schließlich ein lebensnotwendiges Grundbedürfnis. Erst wenn diese Basis gelegt ist, können Eltern erziehen und von ihren Kindern erwarten, dass sie warten.
Kinder weinen zu lassen, anstatt sie zu trösten, verhindert die Entwicklung von Grundvertrauen. Sie werden sich dann in späteren Jahren entweder frustriert zurückziehen, oft abgelehnt fühlen oder krampfhaft um Anerkennung und Sicherheit bemühen. Und das leider nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Gott. Im ersten Lebensjahr brauchen Babys schnelle Reaktionen auf ihre Signale, um Vertrauen in die Welt zu entwickeln. Sie verstehen noch keine religiösen Geschichten oder wer Jesus Christus ist, aber hier legen sie den Grundstein für ihren Glauben.
Frühes Kindesalter (3-4 Jahre)
In dieser frühen Phase wird das Vertrauen in Gott und die Welt geprägt. Kinder lernen intuitiv durch Vorbilder und uns, dass Gott sie liebt, sie von ihm geschaffen sind und Jesus ihr Freund sein möchte. Unsere Beziehung mit ihnen ist entscheidend. Sie haben eine gewisse „Ressonanz„, nehmen auf, wie unser Gottesbezug ist und lassen sich mit hineinnehmen. Für uns ist es darum wichtig, unseren Glauben offen zu leben.
Das Gottesbild ist nicht durch das Denken geprägt. Vielmehr nehmen sie auf emotionaler Ebene auf. Sie lassen sich in Geschichten hineinnehmen, erfühlen dabei die Größe Gottes, seine Liebe, seine Allmacht und Heiligkeit.
Kinder verstehen durch konkrete Geschichten von Jesus, den Erzväter-Erzählungen und biblischen Erzählungen wie der Schöpfung, Noah’s Arche und dem Turmbau zu Babel (1. Mose 1-12). Diese Geschichten zeigen, wie Gott die Welt gemacht hat, seine Geschöpfe liebt und wie Menschen oft von ihm weggehen. Kinder lernen auch Jesus und seine Freunde, die Jünger, kennen.
Sprachliche und motorische Fähigkeiten entwickeln sich, und durch das Erzählen von Geschichten (z.B. Schöpfung, Arche Noah und andere Geschichten aus 1. Mose 1-12) sowie durch regelmäßige Gewohnheiten wie Beten und Singen wird der Glaube aufgebaut. Das Vertrauen in Gott wächst, ebenso wie die ersten Werte (z. B. Unterscheidung von „gut“ und „böse“). Dabei geht es noch nicht um feine Differenzierungen, sondern eher um Grundkategorien.
Kinder denken nicht abstrakt, sondern sehr konkret. Bilder nehmen sie sehr wörtlich. Sie verstehen keine Metaphern, keine Ironie und keinen Sarkasmus. Wenn wir Gott als Vater darstellen, ist erst einmal ein Mensch im Blick. Wenn wir Gott als groß bezeichnen und davon sprechen, dass er im Himmel ist, wird daraus schließlich in der kindlichen Vorstellung ein „alter Mann, der auf einer Wolke sitzt und die Beine baumeln lässt“.
Darum sollten Sprachbilder unbedingt erklärt werden. Gleichnisse sind für sie spannende Geschichten, aber Kinder verstehen oft nicht den Sinn dahinter. Was heißt es auf Felsen zu bauen? Jesus das eigene Herz geben? Oder wenn Gott im Himmel ist und alles sieht? Kinder nehmen Dinge wörtlich und stellen sich das bildlich vor. Sprachbilder sollten sparsam eingesetzt – aber vor allem auch immer erklärt – werden. Auch der Bezug der Gemeinde ist wichtig. Hier lernen Kinder Jesus Christus kennen – denn er ist in besonderer Weise dort anwesend, wo sich Menschen in seinem Namen versammeln. Familie ist zentral, aber es braucht auch eine lokale Gemeinde.
Kindergartenalter (5-7 Jahre)
In diesem Alter wachsen Geschicklichkeit und Gewissen, und Kinder beginnen, erste Glaubenswahrheiten zu verstehen, z.B. Gottes Allmacht, seine Allgegenwart und seine Allwissenheit. „Ich kann Gott immer vertrauen!“ und „Gott ist da!“ sind wichtige Botschaften, die wir ihnen vermitteln. Geschichten aus dem Leben von Abraham, David, Jesus und ausgewählte Wundergeschichten werden erzählt. Dazu gehören auch einzelne Episoden z.B. aus den Samuel- und Königebücher oder die Evangelien, an denen Kinder immer mehr Interesse haben. Werte wie das Vertrauen auf Gott, Gehorsam und das Hören auf seine Stimme (z.B. beim Beten oder in der Natur) werden verinnerlicht.
Es ist wichtig, Sicherheit und Verlässlichkeit zu bieten. Rituale und feste Gewohnheiten sind hilfreich. Tischgebete, regelmäßige Gottesdienstbesuche oder das Lesen biblischer Geschichten zur gleichen Zeit sind gute Rituale.
Grundschulalter (8-12 Jahre)
Die Kinder entdecken ihre Fähigkeiten, treffen erste eigene Entscheidungen und lernen, Verantwortung zu übernehmen. Maßstäbe sind dafür wichtig. Sie entwickeln ein stärkeres Bewusstsein für das, was in der Bibel steht, und lernen die Grundlagen des christlichen Glaubens, Werte und Normen (z.B. die 10 Gebote, die Bergpredigt) – und somit auch für und für das menschliche Versagen und ihre Schuld vor Gott.
Nun ist es möglich, den Kindern abends auch ganze Kapitel der bereits erwähnten Mose, Samuel- oder Königebücher vorzulesen (oder mit der YouVersion-App aus der „Hoffnung für Alle“-Übersetzung vorlesen zu lassen). Das tut auch den mithörenden Erwachsenen gut. Die Kinder saugen diese Geschichten geradezu auf – nicht nur aus der Kinderbibel, sondern auch in einer „echten“ Bibel in einfacher Sprache. Dabei sind es nach wie vor Erzählungen und Geschichten, die interessant sind. Durch Geschichten aus dem Leben der Jünger und die Erlösung durch Jesus wird der Glaube weiter gefestigt.
Gewohnheiten werden immer wichtiger. Christliche Eltern erleben Stress, wenn sie täglich darüber nachdenken müssen, wie sie ihren Glauben vermitteln. Und wer manchmal zum Gottesdienst geht und in der nächsten Woche nicht, wird schon bald jeden Besuch gut rechtfertigen müssen. Ob die Kinder die Argumente gelten lassen? Der Kampf wird herausfordernd. Neben den Gewohnheiten kann es Highlights und Abwechslung geben. Und doch sollte christliche Erziehung sich nicht auf einige Events unter vielen anderen beschränken. Wer jetzt nicht den Sprung schafft und in einer Gemeinde integriert ist, hat es schwer – denn sie werden sich danach kaum noch gewinnen lassen und von ihren Eltern immer weniger prägen lassen.
Jugend (13-17 Jahre)
In der Phase der Identitätsfindung, in der Jugendliche ihre eigenen Werte entwickeln, wird der Glaube zunehmend zu einer persönlichen Entscheidung. Es geht darum, zu verstehen, wer Gott, Jesus und der Heilige Geist sind, und die Bedeutung der Erlösung und der persönlichen Beziehung zu Gott zu begreifen. Es wird auch klar, dass Nachfolge und Gehorsam (Jesus und Eltern) wichtig sind. Die Jugendlichen lernen, ihre Entscheidungen aus der Beziehung zu Gott heraus zu treffen.
Dabei sind ihnen die Gleichaltrigen extrem wichtig. Sie brauchen eine Gruppe, Zugehörigkeit, Menschen die ihren Glauben teilen. Dabei sind Gespräche wichtig, Gemeinschaft ist das Herzstück, ohne das gar nichts läuft.
Sie müssen sich immer mehr damit auseinandersetzen, dass andere Jugendliche ihren Glauben nicht teilen. In dieser Phase steht die Vertiefung des Glaubens im Vordergrund. Jugendliche werden befähigt, Entscheidungen über Freundschaften, Beruf und Gemeinde zu treffen und verstehen, dass Nachfolge von Jesus Konsequenzen hat. Sie lernen, Verantwortung für ihr Leben und ihren Glauben zu übernehmen und entdecken ihre geistlichen Gaben sowie ihre Mission.
Junges Erwachsenenalter (18-25 Jahre)
In der späten Jugend geht es um die Festigung des Glaubens und die Übernahme von Verantwortung für das eigene Leben und den Glauben. Die Jugendlichen suchen nach tieferen Antworten und sind bereit, ihre Identität in Christus zu finden und in Gemeinschaft zu leben. Die Fragen zur Sexualität, der Rolle in der Gesellschaft und Verantwortung für die Welt werden zunehmend relevanter. Andererseits wurden die Grundlagen der Entscheidungen bereits im Jugendalter gelegt. Der Glaube wird durch persönliche Erfahrungen und Beziehungen gestärkt, und die Jugendlichen übernehmen Verantwortung für ihren Glauben und die Förderung ihre geistliche Entwicklung.
Die „Orange-leben„-Tabelle bietet eine klare und hilfreiche Übersicht. Themen und Kernwahrheiten sollten sich immer wiederholen, nicht nur in bestimmten Altersphasen. Die Tabelle zeigt dennoch, wofür Kinder in verschiedenen Altersstufen besonders empfänglich sind.
Glaubensentwicklung – Unterrichtsmaterial James Fowler – Stufen des Glaubens
Wer sich mit der Theorie James Fowler’s kritisch auseinandersetzen will – die nur begrenzt praxistauglich ist – kann meinen Clip hierzu anschauen:
Kostenloses Unterrichtsmaterial für Vorlesung, Schule, Unterricht, Seminar – und Arbeitsblätter zu James Fowler und aktuellen Modellen der Glaubensentwicklung gibt es unten!